Digitale Emotionen: Wie häufig Menschen Emojis nutzen, hängt unter anderem von ihrem Geschlecht, aber auch von ihrer emotionalen Intelligenz und ihrem Bindungsstil in Beziehungen ab, wie Forschende herausgefunden haben. Demnach verwenden Frauen im Schnitt mehr solcher digitalen Bildchen, die unter anderem Emotionen, Objekte und Tiere darstellen. Dasselbe gilt für empathische sowie sicher gebundene Menschen.
Ob bei der Arbeit oder privat: Die Kommunikation per Chat ist in unserem modernen, digitalen Alltag so wichtig wie nie zuvor. Neben reinem Text kommen dabei häufig auch Emojis zum Einsatz – grafische Zeichen, die Emotionen, Tiere, Essen, das Wetter und vieles mehr abbilden. Wie Studien gezeigt haben, hoffen wir mit dem Einsatz von Emojis präziser digital zu kommunizieren, also zum Beispiel die emotionale Tonfärbung unserer Worte besser zu vermitteln. Doch nicht jeder verwendet beim Chatten gleich viele Emojis. Was also macht manche zu Emoji-Fans und andere zu Emoji-Muffeln?
Wie hängen Emotionalität und Emoji-Nutzung zusammen?
Da Emojis – wie der Name nahelegt – vor allem die eigenen Emotionen vermitteln sollen, wäre es nur logisch, dass der Hang zu ihrer Nutzung auch mit unserer eigenen Emotionalität zusammenhängt. Um das zu überprüfen, haben Forschende um Simon Dubé von der Indiana University nun untersucht, welche Rolle emotionale Intelligenz und Bindungsstile in Beziehungen bei der Emoji-Nutzung spielen.
Emotional intelligente Menschen können ihre eigenen Gefühle und die anderer besonders gut verarbeiten und weisen daher ein hohes Maß an Empathie und Sozialkompetenz auf. Der Bindungsstil hingegen verrät, welche Dynamik unsere Beziehungen mit Freunden, Partnern und Arbeitskollegen typischerweise aufweisen. Man unterscheidet dabei grob drei Bindungstypen:
Sicher gebundenen Menschen fällt es leicht, anderen zu vertrauen und liebevolle Beziehungen aufzubauen. Für diejenigen mit einem vermeidenden Bindungsstil ist es wiederum deutlich schwerer, körperliche und emotionale Intimität zuzulassen. Sie haben häufig auch Probleme damit, die eigenen Gefühle mitzuteilen. Ähnlich ergeht es ängstlich gebundenen Menschen. Sie leiden zudem häufig unter Verlustangst und neigen dazu, sich stark von anderen abhängig zu machen.
Frauen sind größere Emoji-Fans
Um herauszufinden, inwiefern Bindungstyp und emotionale Intelligenz mit der Emoji-Nutzung zusammenhängen, ließen Dubé und sein Team insgesamt 320 US-amerikanische Probanden einen umfangreichen Online-Fragebogen abarbeiten. Dieser testete die Persönlichkeits- und Bindungsmerkmale der Teilnehmer und brachte außerdem Klarheit über ihre Emoji-Neigung im Chat mit verschiedenen Beziehungspersonen wie Freunden, Familienmitgliedern und romantischen Partnern.
Zu den gestellten Fragen gehörte etwa „Wie oft senden Sie Emojis an Ihren [Beziehungstyp]“, wobei die Antwortmöglichkeiten von „nie“ bis „sehr oft“ reichten. Dabei zeigte sich zum Beispiel, dass Frauen häufiger Emojis mit Freunden und Familie teilen als Männer. Dubé und seinem Team zufolge könnte das darauf hindeuten, dass Frauen möglicherweise emotional ausdrucksstärker sind oder in ihren Nachrichten komplexere beziehungsweise präzisere Bedeutungen vermitteln wollen.
„Wir räumen aber ein, dass Frauen möglicherweise auch gesellschaftlichen Druck verspüren, Emojis in Übereinstimmung mit geschlechtsspezifischen Erwartungen an den Kommunikationsstil zu verwenden“, schreiben die Forschenden.
Empathen nutzen häufiger Emojis
Ein weiteres Ergebnis: Personen mit höherer emotionaler Intelligenz und sicherem Bindungsstil verwenden ebenfalls häufiger Emojis. Eine geringere emotionale Intelligenz und ein ängstlicher beziehungsweise vermeidender Bindungsstil korrelierten hingegen mit seltenerer Emoji-Nutzung. „Unsere Ergebnisse könnten darauf hindeuten, dass diejenigen, die wahrscheinlich mehr Unbehagen mit Nähe und Intimität haben, sich auch von der Vermittlung von Emotionen im Rahmen von computervermittelter Kommunikation distanzieren“, berichten Dubé und seine Kollegen.
Da an der Studie jedoch überwiegend weiße, gebildete, verheiratete und englischsprachige heterosexuelle US-Amerikaner teilnahmen, ist noch unklar, wie allgemeingültig die Erkenntnisse sind. Es wäre etwa denkbar, dass in anderen Kulturen oder Bildungsschichten die Emoji-Nutzung komplett anders gelagert ist. Denn: „Es ist nicht nur ein Smiley oder ein Herz-Emoji: Es ist eine Möglichkeit, Bedeutung zu vermitteln und effektiver zu kommunizieren, und die Art und Weise, wie wir sie nutzen, sagt uns etwas über uns selbst“, erklären die Forschenden. (PLOS ONE, 2024; doi: 10.1371/journal.pone.0308880)
Quelle: PLOS